Die Tafel 2 zieht in die Kernstadt

Montag, 01. Aug. 2022
 

Quelle: https://webreader.bnn.de/wr/?epub=https://webreader.bnn.de/ws/bnn/bnn_bnn_acher_und_buhler_bote/issues/138588/#/pages/20

Ehemalige Buchhandlung in der Poststraße angemietet / Räume müssen nun renoviert werden

Bühl. Die Bühler Tafel zieht mit ihrer „Tafel 2“ in die Kernstadt um, konkret in Räume in der Poststraße, wo bis 2021 die Buchhandlung „Leseinsel“ ansässig war. Das berichtet die Vorsitzende des Vereins, Sandra Hüsges. Spürbar erleichtert: Vor wenigen Wochen hatte das Team erfahren, die für die Non-Food-Versorgung ukrainischer Flüchtlinge vorübergehend zur Verfügung gestellten Räume in der Fridolin-Stiegler-Straße kurzfristig verlassen zu müssen. „Wir hofften, dort bis Ende des Jahres bleiben zu können, doch der Bereich wurde anderweitig vermietet.“ Es folgte die intensive Suche nach einer Alternative. „Das Objekt in der Poststraße erschien uns passend“, sagt sie. „Ich schrieb den Makler an. Mit Erfolg: Die Inhaberin war freundlich und unserem Konzept gegenüber aufgeschlossen. Der Mietvertrag ist inzwischen unterschrieben.“

Ich bin sicher, dass

wir auch in Zukunft den nötigen Beistand erfahren.

Sandra Hüsges

Tafel-Vorsitzende

Hüsges sieht eine Win-Win-Situation. „Die Räume sind renovierungsbedürftig; wir haben uns bereit erklärt, die Arbeiten in Eigenregie zu übernehmen. Außerdem hat sich gezeigt, dass die etwas abgelegene Lage für kommerzielle Zwecke nicht ideal ist. Für uns hingegen passt der Ort perfekt: Im Vergleich zur bestehenden Tafel 2 zentral, aber nicht auf dem Präsentierteller. Wir haben Platz genug vor dem Laden, wenn wir Sachspenden annehmen oder Warteschlangen entstehen.“ Im Unterschied zum bisherigen Standort, wo nur noch am kommenden Freitag Spenden angenommen werden, steht die künftige Tafel 2 allen Tafelkunden offen. Hüsges ist überzeugt, dass die Zahl der Bedürftigen angesichts hoher Energie- und Lebensmittelpreise weiterhin rasant ansteigen wird. „Das trifft auch die Menschen vor Ort, zum Beispiel Rentner, die finanziell manchmal schon jetzt nicht mehr klarkommen. Wir werden für alle da sein, die in Not sind.“

Bis zur Eröffnung der neuen Tafel 2 – anvisiert ist sie für Mitte September – bleibt noch einiges zu tun. „Unser ukrainisches Helferteam wird uns dabei tatkräftig unterstützen“, kündigt Hüsges an. Und skizziert die geplante Raumaufteilung: „Hier eine Spiel- und Nachhilfeecke mit Sofa und Tafel. Dort die Warenspenden, angrenzend das Büro mit Küchenzeile und WC.“ Die rund 125 Quadratmeter Fläche begrenzten die Aufnahmekapazitäten allerdings spürbar. „Möbel oder Waschmaschinen bringen wir nicht mehr unter, es geht vorrangig um Dinge wie Geschirr, Töpfe, Handtücher und Spielzeug.“ Für Großspenden gebe es aber auch eine Lösung. „Wir werden die Schaufensterscheiben für ein schwarzes Brett nutzen, nach dem Motto ‚Suche‘ und ‚Biete‘.“

Zum Stichwort „Schaufenster“ erzählt sie noch eine „tolle Geschichte“: „Eine Bürgerin hat an ihrem Geburtstag 500 Euro für einen Tafel-Kindermalwettbewerb gesammelt. Der läuft nun an, die Kinder unserer Kunden dürfen Bilder zum Thema ‚Wie stelle ich mir meinen Sommer vor‘ bringen. Alle Teilnehmer bekommen einen Gratis-Gutschein für das Eiscafé Gelato. Die Sommerbilder hängen wir an die Fenster der Tafel 2!“ Zur Finanzierung von Renovierung und Miete sagt Hüsges: „Wir gehen mutig den Schritt in diese Richtung und hoffen auf Sponsoren. Wir geben nicht auf, möchten wir doch weiterhin alles tun, um die Bedürftigen in diesen schweren Zeiten aufzufangen. Ich bin sicher, dass wir auch in Zukunft den nötigen Beistand erfahren.“ Kommentar

Aus Notlösung wird Dauerbrenner

Zweite Tafel: Die Tafel 2 in der Fridolin-Stiegler-Straße wurde Ende März ins Leben gerufen, weil die Sachspenden für die täglich eintreffenden ukrainischen Flüchtlinge nicht mehr in den Tafelladen passten. Der Vermieter stellte als vorübergehende Lösung eine Fläche im Erdgeschoss zur Verfügung. Ukrainische Flüchtlinge durften sich dort mit Non-Food-Artikeln eindecken, bald auch vermehrt für die Ausstattung eigener Wohnungen. Geöffnet ist die Tafel 2 immer freitags, dann erfolgt auch die Annahme von Sachspenden.

Zuspruch: Die Resonanz ist – bei Flüchtlingen wie Bürgern – sehr hoch. Ein ukrainisches Helferteam koordiniert die Aufgaben mit Ehrenamtlichen der Tafel. Eine Arbeitsgruppe aus den Reihen der Flüchtlinge verkauft zudem regelmäßig eigene Produkte wie Haarkränze und Essen auf dem Bühler Wochenmarkt, um Spenden zu generieren. Inzwischen ist die Zahl der ukrainischen Kunden auf rund 750 gestiegen, Tendenz weiter steigend. Insgesamt verzeichnet die Tafel bald 2.000 Kunden.

Zukauf: Die – gesunkenen – Lebensmittelspenden von Supermärkten reichen schon lange nicht mehr aus, um all diese Menschen zu versorgen. Die Tafel Deutschland erlaubt aber zweckgebundene Geldspenden, die den Zukauf ermöglichen. Diese Option wird in Bühl genutzt. Hinzu kommen Lebensmittelspenden von Privatpersonen und Betrieben. Ansonsten wäre es laut Vereinsvorstand nicht einmal mehr möglich, für die Stammkunden zu sorgen. Neben den Ukrainern bilden die am schnellsten wachsende Gruppe von Neukunden der Tafel Rentner und Alleinerziehende. kkö