Freitag, 22. Juli 2022: Stimmen für den Frieden

Chor ProVokal konzertiert zugunsten der Tafel in der Johanneskirche / Im Fokus steht die Ukraine

Von unserer Mitarbeiterin Katrin König-Derki

Klarer Wunsch:„ProVokal – Pro Frieden“ war das Benefizkonzert des Ensembles der Chorgemeinschaft Harmonie unter Leitung von Hermann Stösser am Sonntag überschrieben.Foto: Katrin König-Derki
 

Das „Benefizkonzert für die Ukraine“ des gemischten Chors ProVokal am Sonntag in der Johanneskirche ist aus mehreren Gründen zum erinnerungswürdigen Ereignis geworden. Erstens war das Kirchenschiff trotz großer Hitze bestens gefüllt. Zudem hatte Chorleiter Hermann Stösser ein Programm zusammengestellt, in dem sich Musik, Gebete, weitere Wortbeiträge und Schweigen zu einem bewegenden Gesamtbild zusammenfügten.

Dass ukrainische Frauen und Kinder, mit Blumenkränzen geschmückt, am Ende zum Dank drei Lieder sangen, erwies sich als emotionales Finale für eine auch musikalisch makellose Veranstaltung. Mehr als ein Konzert war dies ein christliches Bekenntnis für den Frieden „in der Ukraine und auf der ganzen Welt“, wie einer der Sprecher, Jochen Steiner, es formulierte. Das Motto des Konzerts lautete denn auch: „ProVokal – Pro Frieden“.

Chor mit Schleife in ukrainischen Nationalfarben

Der Chor, Teil der Chorgemeinschaft Harmonie Bühl, erschien geschlossen mit weißen Oberteilen, eine kleine Schleife in den ukrainischen Nationalfarben angeheftet. Steiner erinnerte an den russischen Angriff „heute vor fünf Monaten“, der Leid, Tod und Hoffnungslosigkeit mit sich gebracht habe. „Wir möchten mit Kompositionen aus der Ostkirche und geistlicher Chormusik einen kleinen Beitrag zum Frieden in der Welt leisten“, sagte er. „Die Spenden gehen vollständig an die Bühler Tafel. Die Ehrenamtlichen versorgen viele geflüchtete Menschen vor allem mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Gebrauchs.“

Begleitet von Stösser am Piano stimmten die Violinisten Maria und Karl Albert Geyer mit Werken von Schostakowitsch auf den insgesamt eher meditativen Abend ein. In der Folge sang der Chor zumeist in der Gesamtformation; manchmal übernahm ein kleineres Ensemble, bei einigen Liedern wurde zudem das Publikum aufgefordert, einzustimmen. So erfüllte etwa der gemeinsam gesungene Kanon „Dona nobis pacem“ die Kirche wie ein lautstarker und geschlossener Ruf nach Frieden. Neben dem Gottvertrauen, das aus dem Gros der ausgewählten Stücke sprach, wurden insbesondere in Stefan Wahls „ratlosem Psalm“ auch Verzweiflung und Wut in Worte gefasst. Darin heißt es: „Soldaten marschieren, kämpfen und sterben. Es ist Krieg. Der Wahn eines Mächtigen treibt sie zu schändlichem Tun, mit Lügen hat er sie aufgehetzt.“ Und: „Höre unser Beten, unser Schreien, es töne in deinen Ohren, unsere Angst um die Welt unserer Kinder und Kindeskinder…Nie werde ich verstehen, warum Du dem allen nur zusiehst… Mach Dich gefasst auf meine zornigen Fragen, wenn wir uns sehen werden.“ Sehr ergreifend auch ukrainische Hymnen und Gebete, vom Chor teilweise in ukrainischer Sprache vorgetragen. Ein dem Programmheft beigefügter Text in deutscher Übersetzung schien geradezu auf die aktuelle Situation gemünzt zu sein: „Segne uns mit Freiheit, segne uns mit Weisheit, führe uns in eine freundliche Welt“, so ein Auszug.

Ukrainer singen Nationalhymne

Nach ausführlichem Applaus, mit dem die Zuhörer ProVokal bedachten, bedankte sich Sandra Hüsges, Vorsitzende der Bühler Tafel, für die Unterstützung und bat die Ukrainer nach vorn. Neben ihrer Nationalhymne sang die traditionell gekleidete Gruppe Volkslieder, zum Abschluss das berühmte „Kalinka“, reich an Gestik und Leidenschaft. Ein Lied, das die Zuhörer mit einer Ahnung von Hoffnung und Lebensfreude entließ – und sie ein weiteres Mal von den Bänken riss.